Nachhaltige Förderung der psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter
Das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmass an Gesundheit umfasst auch die psychische Gesundheit. Gestützt auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse formuliert die EKKJ in ihrem Positionspapier von 2024 Empfehlungen für eine nachhaltige Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Psychische Probleme sind aktuell die häufigste gesundheitliche Herausforderung bei Kindern und Jugendlichen. Bei dieser Altersgruppe liegen die Prävalenzen psychischer Störungen gemäss Statistiken zwischen 13 und 20 Prozent. Zudem weist rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen jährlich leichte psychische Probleme auf ohne unter einer psychischen Störung zu leiden, bei der alle Diagnosekriterien erfüllt sind. Die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen sowie die geopolitischen Spannungen und die Ungewissheit rund um den Klimawandel führen diesbezüglich zu zusätzlichen Schwierigkeiten.
Soziale und umweltbedingte Faktoren beeinflussen die psychische Gesundheit
Die besondere Anfälligkeit von Kindern und Jugendlichen für psychische Probleme ist teilweise auf neurobiologische Veränderungen im Rahmen ihrer Entwicklung zurückzuführen. Allerdings ist das konkrete Risiko der Entstehung und Entwicklung psychischer Gesundheitsprobleme nicht für alle gleich; ausschlaggebend sind insbesondere soziale und umweltbedingte Faktoren. Ähnliche Faktoren beeinflussen auch, ob und wie sich Betroffene Hilfe suchen, wobei auch hier deutliche Ungleichheiten bestehen. Es ist wichtig, die negativen Auswirkungen der sozialen und umweltbedingten Faktoren auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung im Allgemeinen und jene von Kindern und Jugendlichen im Besonderen zu verringern.
Frühes Handeln ist zentral
Die hohe Prävalenz und die Tatsache, dass psychische Probleme, die sich in der Kindheit und Jugend entwickeln, ein Leben lang erhebliche Auswirkungen haben können, machen die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu einer grossen gesundheitspolitischen Herausforderung. Möglichst frühes Handeln ist zentral, um das Auftreten psychischer Störungen zu verhindern beziehungsweise eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Psychische Gesundheit stärken und Ungleichheiten verringern: Empfehlungen
Verbesserung der Datenlage und langfristiges Monitoring
- Langfristiges Monitoring von einheitlich erfassbaren Indikatoren zur Verbesserung der Datenlage und Datenqualität über die gesamte Lebensspanne ab dem Vorschulalter
- Forschung und Monitoring zu den Einflussfaktoren ausweiten
- Monitoring des Versorgungssystems sicherstellen
- Partizipative Forschung im Bereich psychische Gesundheit entwickeln
Strukturelle Massnahmen und Gesundheitsdeterminanten
- Politische und gesellschaftliche Partizipation von Kindern und Jugendlichen stärken
- Soziale Bindungen und Gruppenzugehörigkeit stärken
- Jugendlichen in Zeiten von Krisen und weltweiten Herausforderungen Perspektiven bieten
- Kinder und Jugendliche mit Informationen über angstauslösende Themen nicht alleine lassen
- Medienkompetenzen stärken und Kinder und Jugendliche im Umgang mit digitalen Medien unterstützen
- Leistungsdruck und Stressfaktoren verringern, freies Spielen fördern
Verbesserung des Angebots in den Bereichen Prävention, Früherkennung und Frühintervention
- Förderung der psychischen Gesundheit ab früher Kindheit
- Für Früherkennung sensibilisieren und schulen
- Leicht zugängliche Frühinterventionsangebote entwickeln
- Verbindliche gestufte Präventionsprogramme in Schulen
- Vulnerable Jugendliche gezielt unterstützen
- Entstigmatisierung von psychischen Gesundheitsproblemen
Verbesserung des Angebots im Bereich Versorgung
- Kapazität ambulanter und stationärer Angebote erhöhen
- Besser über bestehende Unterstützungs- und Beratungsangebote informieren
- Weitere Behandlungsmodelle bereitstellen und bekannt machen
- Angebot an die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Betroffenen anpassen
- Einbezug der jungen Menschen in Gestaltung von Angeboten
Der Einbezug von Kindern und Jugendlichen sowie die besondere Berücksichtigung vulnerabler Gruppen sind zentrale Aspekte und Querschnittsaufgabe für alle Empfehlungen und sind in allen Umsetzungsphasen zu berücksichtigen.