Jung und arm: das Tabu brechen!

2006 zeigte die Sozialhilfestatistik des BFS, dass in der Schweiz rund 44 % der Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger Kinder und Jugendliche (0 bis 25 Jahre) waren. Sie lebten in einem Einelternhaushalt, stammten aus einer Einwandererfamilie, hatten arbeitslose Eltern oder mehr als zwei Geschwister. Eine für ihre Zukunft beunruhigende Feststellung war, dass 70 % der jugendlichen Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger keine berufliche Ausbildung abgeschlossen hatten.

Diese starke Übervertretung von Kindern und Jugendlichen wurde damals noch weitgehend verkannt. Aus diesem Grund beschloss die EKKJ, das Tabu zu brechen und Alarm zu schlagen. Sie widmete daher die Bieler Tagung 2006 der Armut von Kindern und Jugendlichen und veröffentliche 2007 den Bericht «Jung und arm: das Tabu brechen!». Dieser Bericht enthält verschiedene Beiträge von Expertinnen und Experten, die die materiellen, gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen von Armut auf die Lebensbedingungen und -wege von Kindern und Jugendlichen aufzeigen und auf die Schutzfaktoren eingehen.

Armut ist ein mehrdimensionales Phänomen, weshalb sich die EKKJ für die Umsetzung einer gesamtschweizerischen Strategie zur Bekämpfung von Armut einsetzt. In ihrem Bericht formuliert sie eine Reihe politischer Empfehlungen zur frühzeitigen Verhinderung und Bekämpfung der Armut von Kindern.

In den letzten Jahren ist das politische Bewusstsein für die Thematik gestiegen. Auf Bundesebene zeigte sich dies in einem am 31. März 2010 veröffentlichen Bericht des Bundesrates «Gesamtschweizerische Strategie zur Armutsbekämpfung» und in der Erarbeitung eines , das den Schwerpunkt insbesondere auf Massnahmen für Kinder, Jugendliche und Familien legt.

?arm – ausgeschlossen?

Dies ist der Titel einer von zwei Kleinklassen der Schule von Urtenen erarbeiteten Ausstellung, die einen vorurteilsfreien Blick auf Armut und Ausschluss werfen. Hier einige Zitate aus dieser Ausstellung:

  • «Armut habe ich schon einmal gesehen in der Schweiz. Ich weiss aber nicht mehr wo.»
  • «Armut ist, wenn ein Mensch kein Geld hat, keine Nahrung und keine Kleider, kein Zuhause und keine Familie.»
  • «Arme Kinder sind Kinder, die von den Erwachsenen zu wenig Zeit bekommen.»
  • «Armut ist arm und Ausschluss ist Schluss.»