Unser politisches System und die Gesellschaft sind auf eine engagierte und partizipierende Bevölkerung angewiesen. In der politischen Bildung geht es vor allem darum, Kinder und Jugendliche zu befähigen, sich Informationen zu beschaffen und eine eigene Meinung zu bilden, damit sie ihre demokratischen Rechte wahrnehmen, und sich in Gesellschaft und Politik einbringen können.
Die politischen Bildung ist ein Grundpfeiler der Demokratie
Die EKKJ ist überzeugt, dass das nachhaltige Funktionieren der schweizerischen Demokratie von der politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen abhängt.
Das Wissen, wie das politische System in der Schweiz funktioniert, sowie das Verfügen über die notwendigen Kompetenzen wie Toleranz, Respekt, Kompromiss-, Konsens- und Konfliktfähigkeit und pluralistisches Debattieren können zu mehr gesellschaftlichem Engagement führen. Dieses Engagement trägt seinerseits zur politischen Bildung bei. Es entsteht eine positive Dynamik, für die das Wecken von Interesse ein zentrales Moment ist. Denn gerade bei jungen Menschen ist das Interesse an einem Thema ein wichtiger Motivationsfaktor für politische Partizipation. Für die politische Bildung ist die Anknüpfung an die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen darum zentral.
Formale Bildung: Lerninhalte harmonisieren und Lehrpersonen stärken
Heute bilden die sprachregionalen Lehrpläne in der Schweiz eine gute Grundlage für eine wirksame politische Bildung in der Schule. Eine Studie der EKKJ aus dem Jahr 2022 zeigt jedoch, dass sich die Jugendlichen eine national einheitliche und früher einsetzende politische Bildung wünschen. Der Bedeutung der Lehrpersonen für die politische Bildung muss Rechnung getragen werden. Insbesondere sieht die EKKJ Bedarf, die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen in der politischen Bildung weiter auszubauen.
Non-formale Bildung: Zugänge erleichtern und Finanzierung sichern
Auch non-formale Bildungsangebote wie beispielsweise Jugendorganisationen, Kinderparlamente oder Jugendtreffs spielen bereits heute eine wichtige Rolle in der politischen Bildungslandschaft der Schweiz. Viele ausserschulische Angebote richten sich an Kinder und Jugendliche und stellen einen wichtigen Pfeiler der politischen Bildung dar. Jedoch müssen die Hürden für die Teilnahme an solchen Angeboten gesenkt werden. Dies bedeutet zum einen, Hürden in den einzelnen Angeboten zu identifizieren und, wo möglich, die Zugänge zu erleichtern. Andererseits ist es wichtig, funktionierende Angebote in ländlichen und peripheren Regionen zu etablieren. Dafür ist eine gesicherte Finanzierung unabdingbar.
Bestehendes und vielfältiges Engagement anerkennen
Freiwillige Engagements sind gesellschaftlich wichtig und stärken die politische Bildung nachhaltig. Daher erscheint es der EKKJ zentral, die vielfältigen Formen des politischen und zivilgesellschaftlichen Engagements von Kindern und Jugendlichen anzuerkennen und zu unterstützen, um das Engagement junger Menschen langfristig zu stärken.
Auskunft: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 485 64 24
Die Kommission hat sich in der aktuellen Legislatur mit der politischen Partizipation von Kindern und Jugendlichen vertieft auseinandergesetzt. Nebst einer Studie zu politischen Partizipationsformen und zur Motivation von Jugendlichen, sich zu engagieren und der Erarbeitung von Empfehlungen zur Stärkung der politischen Partizipation hat sie sich auch mehrfach zur Frage des Stimmrechtsalters 16 geäussert. Das jüngste Positionspapier rundet diese Arbeiten ab.
Alle Unterlagen der Kommission zum Legislaturthema «Politische Partizipation und politische Bildung» stehen auf der Website der EKKJ unter «Themen» > «Partizipation und politische Bildung» zur Verfügung.
Stellungnahmen zum Stimmrechtsalter 16 sind unter «Publikationen» > «Positionspapiere» / «Stellungnahmen» / «3 Minuten für die Jungen» zu finden.
Link:
Forschungsbericht «Politische Partizipationsformen und Motivation von Jugendlichen sich zu engagieren (2022; Berichtnummer 15/22)» https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/publikationen-und-service/forschung/forschungspublikationen.exturl.html?lang=de&lnr=15/22#pubdb .
Junge Menschen müssen in ihrer Lebenswelt, also dort, wo sie sich aufhalten, Möglichkeiten für Mitwirkung bekommen und sehen, was mit ihren Inputs passiert. Solche Mitwirkungsmöglichkeiten stärken die Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung der Jugendlichen, dass sie schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen können. Es ist deshalb wichtig, politische Partizipation von jungen Menschen anzuerkennen, wertzuschätzen und geeignete Räume für die Partizipation zu schaffen.
Es gilt einerseits, das politische Interesse zu wecken, Wissen zu vermitteln und Kompetenzen in einem sicheren Kontext zu üben. Um die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen zu fördern, braucht es aber auch echte Partizipationsmöglichkeiten ab der frühen Kindheit.
Nebst Empfehlungen zum Inhalt und zu geeigneten Gefässen und Lernräumen macht die Kommission auch Empfehlungen zu den Bedingungen, unter denen die politische Partizipation sich tatsächlich stärken lässt. Sie empfiehlt ausserdem, bei Forschung zur Partizipation immer auch partizipative Forschungsmethoden anzuwenden, also die jungen Menschen in die Forschungsarbeit einzubeziehen.
Eine Broschüre mit den detaillierten Empfehlungen steht auf der Website der EKKJ unter https://ekkj.admin.ch/themen/politische-bildung zur Verfügung.
Auskunft: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 485 64 24, www.ekkj.ch
Der zugrundeliegende Forschungsbericht steht auf der Website der EKKJ unter https://ekkj.admin.ch/publikationen/berichte zur Verfügung.
Eine gedruckte Version des Forschungsberichts kann über folgenden Link bestellt werden: https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/publikationen-und-service/forschung/forschungspublikationen.exturl.html?lang=de&lnr=15/22#pubdb.
Zitiervorschlag: Nef, Susanne; Gisiger,Jasmin; Frigo Charles, Olivia; Gertel, Ethan; Pizzera, Michele; Suppa, Anna; Streckeisen, Peter (2022). Politische Partizipationsformen und Motivation von Jugendlichen sich zu engagieren. Beiträge zur Sozialen Sicherheit. Forschungsbericht Nr. 15/22. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.
Unser Verständnis von Politik und politischem Handeln beeinflusst, ob wir die Jugend als politisch aktiv wahrnehmen. Die von der EKKJ in Auftrag gegebene Studie «Politische Partizipationsformen und Motivation von Jugendlichen sich zu engagieren» geht von einem weit gefassten Verständnis von politischer Partizipation aus, das explizit auch nicht-institutionelle Beteiligungsformen und digitale Formate umfasst, die allen Jugendlichen offenstehen, auch jenen ohne Stimm- und Wahlrecht. Dazu gehören Klassenräte und Jugendparlamente, partizipative Projekte zum Bau eines Velowegs, ein Kulturfestival zum Thema Rassismus oder ein Austausch mit Personen aus der lokalen Politik, aber auch Meinungsbildung im Freundeskreis, bewusster Konsum (z.B. Boykott), Demonstrationen oder Unterschriftensammlungen. Die politische Partizipation von jungen Menschen ist denn auch entsprechend vielseitig.
Die Motivation sich politisch zu beteiligen ist abhängig vom Thema, von persönlichem Interesse und Betroffenheit. Oft reicht ein «Moment des Anstosses», die Ermutigung durch eine Bezugsperson, als Motivation für ein erstes Engagement. Strukturelle Faktoren wie die Sprache, der sozioökonomische Status und der Bildungsstand der Eltern, aber auch persönliche, wie sich rasch ändernde Lebensumstände oder die Angst vor Mobbing, erweisen sich als Einflussfaktoren.
Die Jugendlichen wünschen sich eine stärkere politische Bildung in der Schule, die nicht nur Wissen sondern auch Kompetenzen vermitteln soll, die für eine aktive politische Rolle aus ihrer Sicht nötig sind. Für das Üben dieser Kompetenzen brauchen sie sichere Lernräume und Mitwirkungsmöglichkeiten, in denen (Noch-)Nicht-Wissen und Meinungsvielfalt auch von Autoritätspersonen wie Lehrerinnen und Lehrern akzeptiert werden und in denen sie Erfahrungen sammeln können. Das fördert die Selbstwirksamkeit und damit die Motivation, sich weiter zu beteiligen.
Die EKKJ erachtet es auch als wichtig und entscheidend, bei den Jugendlichen das Interesse für politische Themen und Strukturen zu wecken. Sie teilt zudem die Auffassung der Forschenden, dass es Aufgabe von Politik und Gesellschaft ist, zum einen das bestehende, vielfältige politische Handeln der Jugendlichen als solches anzuerkennen, und zum anderen den jungen Menschen auch alltagsnahe Möglichkeiten zur Partizipation zu bieten, die zu ihrer Lebenswelt passen.
Empfehlungen der EKKJ Die EKKJ hat basierend auf diesen Ergebnissen folgende Empfehlungen zur Förderung der politischen Partizipation von Jugendlichen erarbeitet. Sie wird diese
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Partizipatives Forschungsdesign
Die Kommission legte bei der Ausschreibung der Studie grossen Wert auf ein partizipatives Studiendesign mit einem starken Fokus auf die Perspektive der jungen Menschen. Die vorliegende qualitative Studie wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft und econcept in Zusammenarbeit mit der HES-SO Wallis und der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI durchgeführt. Mittels eines innovativen, aufeinander aufbauenden Mixes von unterschiedlichen partizipativen Methoden wurden Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahren zu jedem Zeitpunkt der Studie aktiv einbezogen. Die EKKJ empfiehlt, bei Forschung zur Partizipation immer auch partizipative Forschungsmethoden zu nutzen.
Auskunft: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 485 64 24, www.ekkj.ch
Der Forschungsbericht steht auf der Website der EKKJ unter https://ekkj.admin.ch/publikationen/berichte zur Verfügung.
Eine gedruckte Version kann über folgenden Link bestellt werden: https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/publikationen-und-service/forschung/forschungspublikationen.exturl.html?lang=de&lnr=15/22#pubdb.
Zitiervorschlag: Nef, Susanne; Gisiger, Jasmin; Frigo Charles, Olivia; Gertel, Ethan; Pizzera, Michele; Suppa, Anna; Streckeisen, Peter (2022). Politische Partizipationsformen und Motivation von Jugendlichen sich zu engagieren. Beiträge zur Sozialen Sicherheit. Forschungsbericht Nr. 15/22. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen BSV.
Eine gendersensible Herangehensweise in Politik und Praxis für Kinder jeden Alters – von der frühen Kindheit bis zum Übergang ins Erwachsenenleben – könnte die Gleichstellung der Geschlechter entscheidend voranbringen.
Insgesamt fehlt in der Kinder- und Jugendpolitik derzeit jedoch eine umfassende Genderperspektive. Deshalb hat die EKKJ das Thema als einen der Schwerpunkte für die Legislatur 2020–2023 gewählt. Die EKKJ befasst sich damit, wie die an Kinder und Jugendliche gerichtete Politik die Geschlechterperspektive berücksichtigt. Sie will mehr über Projekte und Programme erfahren, die Gender-Stereotypen bekämpfen, und diese besser bekanntmachen.
Gestützt auf das Fachwissen des Vereins Succès Egalité Mixité (SEM) hat die EKKJ einen Bericht veröffentlicht, der einen Überblick über Konzepte, relevante Studien und vor allem über konkrete Praxisprojekte – einige davon mit Modellcharakter – bietet. Im Kontakt mit zahlreichen Fachpersonen hat sich gezeigt, dass die bisherigen Initiativen in einen grösseren Zusammenhang gestellt werden müssen und dass es einen Austausch zu den entwickelten Good Practices braucht.
Zu diesem Zweck und in Erfüllung der Aufgaben, die ihr das Kinder- und Jugendförderungsgesetz überträgt, organisiert die Kommission am 26. April 2022 in der Eventfabrik in Bern eine nationale Tagung mit dem Titel "Genderreflektiert arbeiten mit Kindern und Jugendlichen – Denkanstösse und Beispiele". Die Tagung kombiniert Plenarvorträge von Fachleuten für Genderfragen mit Workshops, an denen konkrete Projekte vorgestellt werden. Dadurch sollen sich die Teilnehmenden theoretisches Rüstzeug als Grundlage für ihr Denken und Handeln aneignen können und die Gelegenheit haben, sich über konkrete Instrumente für die praktische Umsetzung auszutauschen.
Wenn Sie in Ihrem Fachmedium über die Konferenz berichten möchten, melden Sie sich bitte beim wissenschaftlichen Sekretariat der EKKJ.
Kontaktadresse:
Matthieu Loup, Vizepräsident EKKJ, wissenschaftliches Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26
Dokumente:
Das im Herbst 2021 im Parlament verabschiedete Tabakproduktegesetz erlaubt weiterhin Werbung für Tabakprodukte im Internet und in Gratiszeitungen sowie das Sponsoring von Festivals durch Tabakkonzerne. Aus diesem Grund haben Gesundheitsorganisationen, Sport- und Jugendverbände die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» lanciert. Die Initiative will jegliche Form von Werbung für Tabakprodukte verbieten, die Kinder und Jugendliche erreicht. Die EKKJ hat einen Auftrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Die Expertinnen und Experten in der Kommission empfehlen aus fachlichen Überlegungen die Annahme der Initiative, über die am 13. Februar 2022 abgestimmt wird.
Der Konsum von Tabakwaren ist schädlich für die Gesundheit und verursacht jährlich rund 9'500 tabakbedingte Todesfälle und direkte Kosten im Gesundheitswesen von 3 Milliarden Franken. Es ist aus Sicht der EKKJ logisch, dass Produkte, die aufgrund ihrer Gesundheitsschädlichkeit nicht an Minderjährige verkauft werden dürfen, auch nicht beworben werden.
Wer bis zum 18. Lebensjahr nicht raucht, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch nie damit anfangen. Deshalb zielen wirksame Präventionsmassnahmen auf die Verhinderung des Einstiegs. Die Tabakkonzerne umwerben gezielt Kinder und Jugendliche. Der Vielfalt an Werbestrategien ist nur mit einem umfassenden Werbeverbot zu begegnen. Es ist erwiesen, dass Tabakwerbung wirkt. In der Schweiz rauchen fast 24% der 17-Jährigen bereits regelmässig.
Die EKKJ fordert darum ein Verbot von jeglicher Tabakwerbung, die Minderjährige erreichen kann (Zeitungen, Zeitschriften, Internet, Kino, Plakate und Produkte sowie an Verkaufsstellen und an Veranstaltungen). Mit einem solchen umfassenden Verbot von Werbung, Promotion für Tabakwaren und Sponsoring durch Tabakkonzerne könnte die Schweiz die Voraussetzung schaffen, um junge Menschen vor den langfristigen gesundheitlichen Folgen von Tabakkonsum zu schützen und die immensen Folgekosten im Gesundheitsbereich einzudämmen. Sie würde damit auch einen der Hauptpunkte der internationalen Rahmenkonvention über die Tabakkontrolle der Weltgesundheitsorganisation WHO (FCTC) erfüllen.
Kontakt/Rückfragen:
Sami Kanaan, Präsident der EKKJ
Kontakt: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. +41 58 485 64 24, www.ekkj.ch
Die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen EKKJ ist eine ständige ausserparlamentarische Kommission bestehend aus Expertinnen und Experten aus dem Kinder- und Jugendbereich.
Die EKKJ hat gemäss Artikel 22 Kinder- und Jugendförderungsgesetz KJFG folgende Aufgaben:
Sie berücksichtigt bei der Erfüllung ihrer Aufgaben die Aspekte des Schutzes, der Förderung und der Partizipation von Kindern und Jugendlichen in einem ausgewogenen Verhältnis.
Zum Vorkommen von Gewalt an Kindern in der Familie gab es in der Schweiz lange Zeit nur wenige wissenschaftliche Studien. Eine grobe Annäherung erlaubten bisher Informationen aus den offiziellen Statistiken: Die polizeiliche Kriminalstatistik, die Auskunft zu strafrechtlich geahndeten Taten an Kindern geben, die Opferhilfestatistik und die Statistik der Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz KOKES über die Anzahl getroffener Kindesschutzmassnahmen. Etwas aufschlussreicher sind die jährlichen Statistiken der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie – Fachgruppe Kindesschutz der Schweizerischen Kinderkliniken. Alle diese Statistiken erfassen jedoch nur Fälle, in denen Gewalt ausgeübt wurde, die schwere Folgen für das Kind hatten und/oder ein Handeln der Behörden erforderlich machte.
Drei neuere Studien, die die EKKJ als Grundlage für ihr Positionspapier analysiert hat, zeichnen nun ein präziseres Bild sowohl bezüglich Vorkommen wie auch Formen von Gewalt in der Erziehung. Sie geben Hinweise auf den Kontext, in dem Eltern gegenüber ihren Kindern Gewalt anwenden.
Gewalt in der Erziehung kommt immer noch häufig vor
Ein Forschungsbericht von 2017 basierend auf einer Elternbefragung der Universität Freiburg zeigt: Im Vergleich zu 1990 hat sich der Anteil Eltern, die berichten häufig oder regelmässig Gewalt in der Erziehung anzuwenden, stark verringert. Dennoch geben rund die Hälfte der befragten Eltern an, körperliche Gewalt in der Erziehung anzuwenden. Während dies mehrheitlich nur selten vorkommt, gibt es eine Gruppe von Eltern (je nach Art der Befragung 6%-11%), die häufig und regelmässig physische Gewalt anwendet. Diese Gruppe ist anteilmässig über die Jahre konstant geblieben. Auch psychische Formen von Gewalt kommen häufig vor. Zwei Drittel der Eltern geben an, psychische Gewalt anzuwenden, jeder vierte Elternteil tut dies sogar regelmässig. Aus der Elternbefragung geht weiter hervor, dass körperliche Gewalt besonders häufig bei kleinen Kindern zwischen 0 und 6 Jahren vorkommt: Jedes 11. Kind dieser Altersgruppe ist davon betroffen.
Was als Gewalt gilt, ist nicht für alle Eltern klar
Die meisten Eltern wenden Gewalt aus einer Überforderung heraus an, nur wenige Eltern tun es systematisch. Viele geben an, unter Stress gehandelt zu haben und dass sie sich danach schlecht gefühlt hätten. Heute bekennen sich viel weniger Eltern als bei früheren Befragungen dazu, Gewalt bewusst als Erziehungsmittel anzuwenden. Auch sind sich die meisten Eltern im Klaren, dass schwere Formen von Gewalt verboten sind. Was genau als Gewalt gilt, wird von Eltern jedoch laut Befragung unterschiedlich bewertet. Entsprechend werden auch die Folgen von Gewalt unterschiedlich wahrgenommen. Jeder vierte Elternteil nimmt an, dass Schläge auf den Hintern und Ohrfeigen als Ausnahme erlaubt sind. Die Aussage „Ein Klaps schadet noch nicht.“ findet entsprechend Zustimmung. Psychische Gewalt wird oft nicht als solche wahrgenommen, von Vätern öfter als von Müttern. Dies gilt insbesondere für passive Formen von Gewalt, wie das Ignorieren eines Kindes über längere Zeit oder Gesprächsverweigerung.
Das Hilfssystem greift zu spät und ist regional sehr unterschiedlich
Obwohl ganz junge Kinder besonders von Gewalt betroffen sind, kommen Kinder erst relativ spät mit einer Kindesschutzinstitution in Kontakt. So liegt das Durchschnittsalter bei Kindern, die von physischer Gewalt betroffen sind, bei 10.4 Jahren, wenn sie bei einer Institution gemeldet werden. Viele der betroffenen Kinder und Eltern erhalten keine Unterstützung oder erst spät.
Bezüglich der Interventions- und Hilfsangebote kommt die Optimus 3 Studie zum Schluss, dass die Schweiz zwar über ein gut ausgebautes Netz an Hilfsangeboten verfügt, gewaltbetroffene Kinder aber nicht überall den gleichen Schutz erhalten und regionale Unterschiede in der Versorgung gross sind.
Das nicht ganz abgeschaffte Züchtigungsrecht
Die EKKJ stellt fest, dass in der Rechtsprechung Überreste des Begriffs des «Züchtigungsrechts» weiterbestehen. Obschon dieser 1978 aus dem Zivilgesetzbuch gestrichen wurde, bezieht sich das Bundesgericht weiterhin darauf, insbesondere bei Fällen in denen Artikel 219 des Strafgesetzbuches StGB, Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht, zur Anwendung kommt. So auch in einem Urteil von 2018. Das Bundesgericht unterhält in seiner Rechtsprechung damit eine Unschärfe in Bezug auf die gemäss StGB verbotenen Handlungen und gibt zu verstehen, dass Züchtigung innerhalb unklar definierter Grenzen weiterhin zulässig sei. Initiativen im Hinblick auf eine Festschreibung des Rechts auf eine gewaltlose Erziehung sind bisher alle gescheitert.
Es ist Zeit zu handeln: Empfehlungen der EKKJ
Die Befunde der EKKJ bestätigen diejenigen, die von Akteuren aus der Zivilgesellschaft und von Fachpersonen immer wieder vorgebracht werden. Die Kommission möchte die diversen Aufrufe, das Thema der Gewalt in der Erziehung zügig und konsequent anzugehen, mit Nachdruck unterstützen. Bund und Kantone sollen ihre Bemühungen in diesem Bereich verstärken und sich nicht davor scheuen, klar Farbe zu bekennen. Das Recht jedes Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung soll in der Schweiz endlich unmissverständlich gewährleistet sein und konkrete Massnahmen getroffen werden:
Für Fragen zum Positionspapier: Flavia Frei, Vizepräsidentin der EKKJ
Kontakt: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26, www.ekkj.ch
Digitale Medien haben bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert und werden intensiv und vielfältig genutzt. In ihrer Freizeit sind die 16- bis 25-Jährigen durchschnittlich vier Stunden am Tag online, im Vergleich zu zweieinhalb Stunden bei den 40- bis 55-Jährigen. Instant Messaging, soziale Medien,
E-Mail und Videoportale werden rege verwendet. Die Jugendlichen schätzen es vor allem, mit anderen Personen in Kontakt zu stehen, Informationen für Schule und Beruf zu suchen oder einfach Spass zu haben.
In der virtuellen Welt nicht verloren, aber Vorsicht vor Stress
«Die Studie zeigt, dass junge Menschen an ihren Displays nicht schutzlos und verloren sind, sondern dass sie insgesamt mehr über ihre Internetnutzung nachdenken als Erwachsene. Sie machen sich viele Gedanken über die Folgen des ständigen Online-Seins», erklärte Sami Kanaan, Präsident der EKKJ. «Die Hälfte der Jugendlichen findet «Always on» positiv. Ambivalenter sieht es die andere Hälfte: Zwar sehen sie die positiven Aspekte, betonen aber auch den Stressfaktor. So fühlt sich beispielsweise jeder dritte Jugendliche durch Anwendungen, die den regelmässigen Gebrauch belohnen unter Druck gesetzt und jeder Vierte wird nervös, wenn er für einige Zeit nicht online ist», präzisiert Sami Kanaan.
Fast alle Jugendlichen haben Tipps&Tricks zur Selbstregulierung
Die Umfrage ergab, dass 95 % der Jugendlichen mindestens eine Strategie verfolgen, um die vielen Online-Benachrichtigungen zu bewältigen: «Ich bin mir bewusst, dass ich Nachrichten nicht sofort beantworten muss, bei dringenden Fragen kann man mich ja anrufen », «Ich benutze Apps, die die Zeit begrenzen, die ich vor dem Bildschirm verbringe», «Ich deaktiviere überall die Benachrichtigungs-funktion». Zwei von fünf Jugendlichen legen Regeln fest, wann und wie lange sie online sind: Jugendliche (16–20 Jahre) setzen vermehrt auf Selbstregulierung und sind häufiger offline als junge Erwachsene (21–25 Jahre).
Vielnutzende setzen sich mehr mit ihrem Online-Umgang auseinander
Im Fokus der Studie standen auch die 10 % der Jugendlichen, die im Vergleich zu Gleichaltrigen intensiver online sind (durchschnittlich 5,4 Stunden pro Tag). Die Studie verdeutlicht, dass diese Gruppe von Jugendlichen die negativen und positiven Auswirkungen des dauerhaften Online-Seins stärker in Frage stellt. Sie setzen sich mehr Regeln, haben aber Entzugssymptome, wenn sie nicht online sind.
«Junge Menschen machen sich viele Gedanken und haben viel Erfahrung bezüglich «Always on». Es geht nicht darum, die Herausforderungen einer intensiven Online-Nutzung herunterzuspielen, sondern aufzuzeigen, wie wichtig und gewinnbringend es ist, junge Menschen in die Diskussion oder bei Entscheiden über entsprechende Thematiken einzubeziehen. Sie bringen eine wertvolle Expertise ein, welche den Erwachsenen andere Sichtweisen eröffnet», sagt Sami Kanaan.
«Always on»: Informationen zur Umfrage
Im Auftrag der EKKJ führte die Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit Unterstützung von M.I.S. Trend eine repräsentative Umfrage bei 1001 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren sowie einer Vergleichsgruppe von 390 Personen im Alter von 40 bis 55 Jahren durch. Die Fragen bezogen sich auf die Art und Dauer der Online-Aktivitäten, die Bedeutung, die ihnen beigemessen wird, sowie die Regulierungsstrategien, die für den Umgang mit dem ständigen Online-Sein gefunden wurden.
Die wichtigsten Ergebnisse werden in der Broschüre «Always on. Wie erleben Jugendliche das ständige Online-Sein?» vorgestellt. Erhältlich in Deutsch, Französisch und Italienisch. Kostenlos zu bestellen unter www.bundespublikationen.admin.ch oder abrufbar auf der EKKJ-Website unter: www.ekkj.ch. Ein ausführlicher Forschungsbericht wurde von der FHNW veröffentlicht und ist unter www.alwayson-studie.ch verfügbar.
Auskünfte:
Sami Kanaan, Präsident der EKKJ, und Benjamin Bosshard, Leiter der EKKJ-Arbeitsgruppe «Digitalisierung»
Kontakt: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26, www.ekkj.ch
Was muss man lernen, um in der Arbeitswelt von morgen gute Chancen zu haben? Welchen Beruf soll man wählen? Welche Rolle nimmt die Schule ein und welches Potenzial bieten ausserschulische Aktivitäten? Wie geht man richtig mit dem «always on» um?
Zur Beantwortung dieser Fragen greift der Bericht «Aufwachsen im digitalen Zeitalter» auf die Analysen von Fachpersonen aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Frühförderung und ausscherschulische Aktivitäten zurück. Ausserdem zeigt der Bericht verschiedene Projekte auf, bei denen Kinder und Jugendliche zu Wort kommen und die Herausforderungen der Digitalisierung gemeinsam mit ihnen angegangen werden. Mit ihren Forderungen setzt sich die EKKJ für eine kinder- und jugendfreundliche Digitalisierung ein.
Für Sami Kanaan, EKKJ-Präsident, ist klar, dass Kindern und Jugendlichen die nötigen Instrumente und Kenntnisse mitgegeben werden müssen, um die Digitalisierung zu verstehen. Vor allem sollen sie «bei der Digitalisierung mitreden und die digitale Welt mitgestalten können. Dies beginnt z. B. bei der Diskussion, ob Smartphones an Schulen erlaubt sein sollen, geht über Regeln zur Mediennutzung zu Hause bis hin zur Strategie für eine digitale Schweiz.»
Sozial- und Selbstkompetenzen ebenso wichtig wie technische Kompetenzen
Im Auftrag der EKKJ hat Sarah Genner, Expertin für Medienpsychologie und Digitalisierung der Arbeitswelt, die im 21. Jahrhundert besonders gefragten Kompetenzen und Charakterstärken aus insgesamt 26 Modellen und Auflistungen analysiert und gewichtet. Ein Modell veranschaulicht die meistgenannten Kompetenzen, darunter Kommunikation, Kreativität, Selbststeuerung, Problemlösung, Empathie und analytisches Denken. Die Kompetenzen und Grundwerte wurden in einem systematisierten Übersichtsmodell zusammengetragen. Sarah Genner stellt fest: «Künftige Arbeitskräfte müssen das können, was Maschinen nicht können: Kreativität, Problemlösefähigkeit und Sozialkompetenzen».
Verschiedene Studien zum Anforderungsprofil auf dem Arbeitsmarkt bestätigen, wie wichtig nebst den technischen Kompetenzen sogenannte «soft skills» sind (Artikel Wehrli; Artikel Renold/Bolli). Gemäss Roger Wehrli, stellvertretender Leiter des Bereichs allgemeine Wirtschaftspolitik und Bildung bei economiesuisse, sollte «jedes Kind die Grundlagen des ‹Computational Thinkings› erlernen. Aber nicht jeder Schulabgänger muss ein Informatiker sein».
Schule spielt eine wichtige Rolle, kann aber nicht alles alleine bewältigen
Dass den Informations- und Kommunikationstechnologien im Lehrplan mittlerweile ein höherer Stellenwert zukommt, ist begrüssenswert. Doch steht die Schule vor der Herausforderung, die Digitalisierung in die Schulkultur zu integrieren und die digitalen Tools in allen Fächern zu verwenden (Artikel Merz). Das setzt eine entsprechende Schulung und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie eine moderne Infrastruktur voraus, die auf die Gesundheit Rücksicht nimmt und den Datenschutz gewährleistet. Jugendliche des Gymnasiums Frauenfeld, das Bücher und Hefte durch Tablets ersetzt hat, erzählen von ihren Erfahrungen mit dem digitalen Unterricht.
Potenzial der ausserschulischen Kinder- und Jugendarbeit besser nutzen
Die ausserschulische Kinder- und Jugendarbeit (offene Jugendarbeit, Vereine, usw.) zeichnen sich durch Freiwilligkeit und Partizipation aus und fördern die Entwicklung von Sozial-, Selbst- und Medienkompetenzen. Dieses Potenzial muss endlich anerkannt und genutzt werden. Dazu müssen die erforderliche Schulung und die nötigen Ressourcen bereitgestellt werden (Artikel Steiner/Heeg; Artikel Gendre). Zwei Praxisbeispiele verdeutlichen dieses Potenzial: Eine von einer Pfadigruppe entwickelte App vereinfacht die Organisation der Aktivitäten und den gesicherten Informationsaustausch. Gleichzeitig ermöglicht die App neue Spiele und Lernmethoden. Im Projekt SMALA des Kinder- und Jugenddiensts in La Chaux-de-Fonds haben sich Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren mit der Nutzung von Smartphones und den Auswirkungen auf die Qualität von sozialen Beziehungen auseinandergesetzt.
Ständig vernetzt – nicht nur für Jugendliche eine Herausforderung
Basierend auf ihrer klinischen Praxis liefert Sophia Achab, Expertin für Verhaltensabhängigkeiten, Überlegungen zu den psychischen Herausforderungen des «always on», das den Bezug zu sich selbst, zu anderen und zum Raum beeinflusst. Die ständige Vernetzung kann für die psychische Konstruktion von Nutzen sein, aber auch ein Risiko für das psychische Gleichgewicht darstellen. Der EKKJ zufolge sollten Studien zum Thema «always on» durchgeführt werden, da es keine simplen Regeln für einen gesunden Umgang mit der ständigen Vernetzung gibt.
Auskünfte:
Weitere Auskünfte erteilen Sami Kanaan, Präsident der EKKJ und Alexandra Molinaro, Leiterin der Arbeitsgruppe Digitalisierung.
Kontakt: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26, www.ekkj.ch
Kinder- und Jugendpolitik: Es gibt noch viel zu tun!
1997 hat die Schweiz die UNO-Konvention über die Rechte des Kindes (UN-KRK) ratifiziert, 1999 trat die neue Bundesverfassung (insbesondere die Artikel 11, 41 und 67) in Kraft und 2008 wurde der Bericht des Bundesrates «Strategie für eine schweizerische Kinder- und Jugendpolitik» veröffentlicht. Diese Errungenschaften haben dazu beigetragen, dass sich die Kinder- und Jugendpolitik in kleinen, aber regelmässigen Schritten entwickelt, sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene.
Der Kommissionspräsident Sami Kanaan wird im Rahmen der Veranstaltung das Engagement der EKKJ für die Entwicklung einer Politik für und mit Kindern und Jugendlichen würdigen und dabei auf die Anerkennung des Nutzens dieser Politik und die Bedeutung ausreichender Ressourcen hinweisen. Er wird auch daran erinnern, dass die Umsetzung der KRK in der Schweiz noch verbessert werden muss, insbesondere für benachteiligte Gruppen.
Die Co-Präsidentin der Konferenz für Kinder- und Jugendpolitik, Andrea Weik, wird aufzeigen, dass es trotz der Entwicklung von kantonalen Kinder- und Jugendpolitiken und einer besseren Koordination noch grosse Unterschiede zwischen den Kantonen gibt, was für die Chancengleichheit problematisch ist. Und nichts ist wirklich garantiert. Angesichts wachsender Anforderungen müssen die kantonalen Akteure sicherstellen, dass auf Kinder und Jugendliche ausgerichtete Leistungen nicht Sparmassnahmen zum Opfer fallen.
Für das Netzwerk Kinderrechte Schweiz wird Lea Meister die Fortschritte, aber auch die Defizite bei der Umsetzung der KRK in der Schweiz beleuchten. So müssen Kinder beispielsweise ihre Rechte besser kennen und sich Gehör verschaffen können. Wie dies mit anderen internationalen Übereinkommen der Fall ist, werden zurzeit auch die Kinderrechte in Frage gestellt.
EKKJ: von den Jugendunruhen der 1980er-Jahre bis zur Generation 4.0
Die EKKJ wurde 1978 vom Bundesrat als Eidgenössische Kommission für Jugendfragen (EKJ) eingesetzt. 2003 wurde ihr Auftrag auf Kinder ausgeweitet. Die Kommission setzt sich nun seit 40 Jahren für die Interessen und das Wohl von Kindern und Jugendlichen ein.
Schon ganz zu Beginn forderte die EKJ angesichts der Jugendunruhen von 1980 einen echten Dialog mit jungen Menschen anstelle von polizeilicher Repression. In Berichten und Stellungnahmen setzte sich die EKKJ weiterhin für die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ein, sei es, um die politische Beteiligung junger Menschen zu fördern oder das Recht des Kindes auf Anhörung in Gerichts- und Verwaltungsverfahren durchzusetzen. Die EKKJ verfolgt einen globalen, interdisziplinären Ansatz und bezieht auch Aspekte des Kinder- und Jugendschutzes sowie der Kompetenzförderung mit ein, insbesondere in ihren thematischen Fachberichten.
Titel wie «Prügeljugend – Opfer oder Täter?» (1998), «Jung und arm: das Tabu brechen!» (2007), «Jugendsexualität im Wandel der Zeit» (2009), «Selbstbestimmt oder manipuliert? Kinder und Jugendliche als kompetente Konsumenten» (2014) veranschaulichen das breite Spektrum der in EKKJ-Publikationen behandelten Themen. Die Berichte liefern fundierte Analysen und Handlungsansätze zu aktuellen Themen, wobei der Schwerpunkt auf der Perspektive von Kindern und Jugendlichen liegt. Im neusten Bericht «Aufwachsen im digitalen Zeitalter», der anfangs 2019 erscheinen wird, befasst sich die EKKJ mit den Kompetenzen, die es in einer digitalen Welt zum Arbeiten, Leben und Handeln braucht.
Ausstellung 78 ---- 18
Die von der jungen Berner Grafikerin Florine Baeriswyl konzipierte Ausstellung 78 ---18 illustriert das 40-jährige Wirken der EKKJ und zieht Parallelen zwischen den Arbeiten und Produkten der Kommission und den wichtigsten Etappen in der Entwicklung der schweizerischen Kinder- und Jugendpolitik sowie einer Auswahl prägender gesellschaftlicher Ereignisse. Die Ausstellung kann während der Veranstaltung am 29. November 2018 besichtigt oder ab Mitte Dezember unter www.ekkj.ch eingesehen werden.
Das Veranstaltungsprogramm «Die EKKJ wird 40!» finden Sie unter Dokumente. Medienschaffende sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Der EKKJ-Präsident Sami Kanaan und andere Referenten stehen für Medienanfragen zur Verfügung.
Rückfragen:
Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej@bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26, www.ekkj.ch
Die Digitalisierung führt zu einem umfassenden Strukturwandel, der immer mehr Lebensbereiche erfasst und verändertes Wissen und andere Kompetenzen voraussetzt. Gleichzeitig beschleunigt und verstärkt sie die sozialen Entwicklungen. Für die EKKJ ist deshalb wesentlich, dass die Jungen von heute kompetent mit der fortschreitenden Digitalisierung umgehen können, in der digitalen Welt verantwortungsvoll agieren und diese aktiv mitgestalten können. Dazu sind befähigende Rahmenbedingungen unerlässlich, bei welchen nicht nur wirtschaftliche und technologische Aspekte im Vordergrund stehen, sondern die ressourcenorientierte, individuelle Entwicklung der Heranwachsenden.
Dazu braucht es neben technischen Kompetenzen insbesondere Kreativität, kritisches Denken, Offenheit und Neugier. Aus Sicht der EKKJ ist es wichtig, in der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen den Fokus nicht allein auf technische Fähigkeiten zu legen („Alle Kinder müssen Programmieren lernen“), sondern diejenigen Kompetenzen zu fördern, die den Menschen von Maschinen abheben. Ausser- und vorschulischen Settings kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Insbesondere zur Begünstigung von Kreativität braucht es eine gesellschaftliche Anerkennung für die Bedeutung von freier, unverplanter Zeit und einen bewussten Umgang mit «Always On».
Digitale Chancengerechtigkeit ist dabei eine zentrale Grundvoraussetzung. Der Präsident der EKKJ, Sami Kanaan, betont: „Es gibt einen Geschlechtergraben im Technologiebereich. Jungen und Mädchen müssen ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden. Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien benötigen aufgrund der immer höheren Ansprüche an Qualifikationen besondere Aufmerksamkeit.“
Eine Diskussion zu führen, wie Kinder und Jugendliche bestmöglich auf ihre Zukunft in der digitalen Welt vorbereitet sind, ist in den Augen der EKKJ wesentlich. Dazu sind nicht nur Bildungsinstitutionen und Erziehungsberechtigte, sondern auch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam mit der jungen Generation vorausschauende, kreative Lösungen zu entwickeln.
40 Jahre EKKJ - 4 Thesen zu Kinder und Jugendlichen 4.0
Vor 40 Jahren setzte der Bundesrat die EKKJ ursprünglich als Eidg. Kommission für Jugendfragen EKJ ein, deren Mandat im 2003 auf Kinder erweitert wurde. Als Auftakt zum Jubiläumsjahr 2018 veröffentlicht die EKKJ vier Thesen zur Digitalisierung. Diese basieren auf Erkenntnissen des Co-Creation Day und einem von der EKKJ beauftragten Bericht von Dr. Sarah Genner "Digitale Transformation. Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche in der Schweiz - Ausbildung, Bildung, Arbeit, Freizeit (ZHAW, 2017)". Die EKKJ ist zurzeit an der Erarbeitung eines Fachberichtes.
Der Präsident der EKKJ, Sami Kanaan, sowie zwei Mitglieder der Arbeitsgruppe Digitalisierung, Alexandra Molinaro und Benjamin Bosshard, stehen für Auskünfte gerne zur Verfügung.
Kontakt: Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej(at)bsv.admin.ch, Tel. 058 462 79 80.
www.ekkj.ch
Sami Kanaan an der Spitze einer erneuerten und verjüngten Kommission
Im Rahmen der Erneuerungswahlen hat der Bundesrat Sami Kanaan zum neuen Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen ernannt. Sami Kanaan ist seit vielen Jahren politisch und gesellschaftlich aktiv. Seit 2011 ist er Mitglied der Genfer Stadtregierung und Vorsteher des Kultur- und Sportdepartements. Anfang 2016 übernahm er die Kommission in einer neuen und verjüngten Zusammensetzung.
Das Vizepräsidium der EKKJ ist zusammengesetzt aus Emilie Graff, Co-Generalsekretärin von AvenirSocial, und Flavia Frei, Leiterin des Geschäftsfelds Politik der Stiftung Kinderschutz Schweiz und Präsidentin Netzwerk Kinderrechte Schweiz.
Als ausserparlamentarische Kommission vertritt die EKKJ die Anliegen und die Sicht von Kindern und Jugendlichen. Die EKKJ nimmt insbesondere Stellung zu kinder- und jugendrelevanten Erlassen auf Bundesebene oder Programmen. Sie behandelt Schwerpunktthemen auch proaktiv, indem sie interdisziplinäres Fachwissen einbringt und politische Empfehlungen formuliert.
Neue Webseite erleichtert Zugang zum Fachwissen der EKKJ
Die Webseite der EKKJ (www.ekkj.ch) wurde 2016 inhaltlich und grafisch vollständig überarbeitet.
Sie enthält Informationen zu den neuen Kommissionsmitgliedern sowie Berichte mit Expertenbeiträgen und politischen Forderungen zu Themen wie Konsum, rechtliches Gehör oder Sexualität. Im Fokus stehen dabei immer die Kinder und Jugendlichen, und ihre Sichtweise auf ein Thema wird berücksichtigt.
Über die Webseite kann auch der an Parlamentarierinnen und Parlamentarier gerichtete Sessionsnewsletter «3 Minuten für die Jungen» abonniert werden. Zudem wird das Teilen neuer Inhalte in den sozialen Medien vereinfacht. Eine thematische Suche ermöglicht den zielgerichteten Zugang zu den Stellungnahmen der EKKJ. In der Rubrik «Carte blanche» schreiben Kommissionsmitglieder über ein aktuelles Thema aus ihrem beruflichen Alltag. In der ersten «Carte blanche» wird der Ausbau der soziokulturellen Animation aus zwei Perspektiven – aus Sicht der Deutschschweiz und der Romandie - betrachtet.
Auswirkungen der digitalen Transformation auf Kinder und Jugendliche
Alle sprechen von der vierten industriellen Revolution oder von der digitalen Transformation. Katastrophenszenarien gehen von massiven Stellenverlusten und einem gravierenden Mangel an technischen Kompetenzen und IKT-Kenntnissen aus. Auch von einer vermehrten Prekarisierung der Arbeitsbedingungen ist die Rede. Andere wiederum sehen dank den neuen Technologien eine blühende Zukunft voraus, die Mobilitätsprobleme lösen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark vereinfachen.
Wie wirkt sich die digitale Transformation auf Kinder und Jugendliche aus? Welche Fähigkeiten müssen sie für die Arbeitswelt von morgen mitbringen? Wie und wo erlangen sie diese Fähigkeiten? Ist die schematische Einteilung in Berufe immer noch zeitgemäss? Auf welche arbeitsorganisatorischen Veränderungen müssen sie sich gefasst machen? Welche Ängste und Wünsche haben Jugendliche in Bezug auf ihre Zukunft? Wie wirken sich die Veränderungen auf Stress und Freizeit der Kinder und Jugendlichen aus? Die EKKJ will sich in den kommenden Jahren diesem komplexen Thema widmen, das sicherlich sowohl in der Politik als auch in der öffentlichen Debatte einen wichtigen Platz einnehmen wird. Schon heute gilt es, sich mit den Herausforderungen von morgen zu befassen.
Neben diesem Schwerpunkt befasst sich die EKKJ weiterhin mit wichtigen und häufig wiederkehrenden Themen wie dem Kinderschutz, der Entwicklung der Familienmodelle, der Einbindung der Jugendlichen in Entscheidungsprozesse, die sie betreffen, der Aufnahme und Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund oder der prekären Lebensverhältnisse eines Teils der Jugendlichen.
Auskünfte:
Sekretariat EKKJ, ekkj-cfej@bsv.admin.ch, Tel. 058 462 92 26, www.ekkj.ch
Sami Kanaan, Präsident der EKKJ, Tel. 079 204 30 12
Webseite: www.ekkj.ch
Die Stärke der Gemeinschaft misst sich am Wohl der Kinder und Jugendlichen... Inspiriert von der Präambel der Bundesverfassung hat die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) die Akteure der Kinder- und Jugendpolitik am 10. November 2015 zu einer nationalen Tagung eingeladen. Die Ergebnisse der Befragung «Ich und meine Schweiz» waren Ausgangspunkt für die Gruppengespräche und für die Podiumsdiskussion. Die EKKJ hat mit einer Stellungnahme und der Vision 2035 für eine junge Schweiz ihre Überlegungen und Anregungen eingebracht. Bundesrat Alain Berset, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, sprach sich in seiner Rede für eine starke Jugendpolitik aus.