Zusammen mit den Jungen die Schweiz von morgen gestalten

2014 und 2015 hat die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) die breitangelegte Studie «Ich und meine Schweiz» durchgeführt. Ein wichtiges Ziel war es, den Jugendlichen an der Schwelle zur Volljährigkeit den Puls zu fühlen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen Vertrauen in die Schweiz und deren Institutionen haben, die es ihnen ermöglichen, sich selbst zu verwirklichen und ihre familiären und beruflichen Ziele zu verfolgen. Die Studie macht aber auch drei Trennlinien sichtbar, die die Chancengleichheit und den nationalen Zusammenhalt massgeblich beeinflussen können:

  • zwischen gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern sowie Schweizerinnen und Schweizern gemischter Herkunft, oder in der Schweiz wohnhaften Ausländerinnen und Ausländern,
  • zwischen Männern und Frauen,
  • zwischen Jugendlichen im Tessin und Jugendlichen aus anderen Regionen der Schweiz.

Diese drei Trennlinien werfen Fragen auf, die es in den kommenden Jahren zu untersuchen gilt, sowohl aus Sicht des sozialen Zusammenhalts und der kulturellen Diversität als auch im Hinblick auf das Entwicklungspotential der Schweiz. In ihrer Rolle als Schnittstelle für den Austausch von Erfahrungen und konkreten Vorschlägen wird die EKKJ diese Fragen in ihr Arbeitsprogramm aufnehmen und ihre Überlegungen zu den künftigen Schwerpunktthemen danach ausrichten.

Die Sicht von Kindern und Jugendlichen zu respektieren heisst, bei sämtlichen Themen daran zu denken, welche Auswirkungen sie für die künftigen Generationen haben können: Klimaveränderungen, Migrationsbewegungen, Einfluss der digitalen Technologien auf die Arbeitswelt, Alterung der Bevölkerung, der Wert der Freizeit oder zwischenmenschliche Beziehungen ganz allgemein. Angesichts dieser Herausforderungen sind die Jungen heute in einer paradoxen Lage: Zwar können sie sich problemlos und rasch auf neue Situationen einstellen, es kann aber dennoch vorkommen, dass sie sich aufgrund der von den Erwachsenen getroffenen Entscheide unsicher fühlen und diese – zu Recht oder zu Unrecht – als nicht nachvollziehbar oder unwirksam empfinden.

Auch wenn Kinder und Jugendliche auf institutioneller Ebene keine Entscheide treffen können, bin ich doch der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, ihren Ideen, Anliegen und Vorstellungen die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken und sich offen mit ihnen auszutauschen. Die EKKJ hat die Aufgabe, sich gemeinsam mit all ihren Partnern sowie mit den Kindern und Jugendlichen selbst aktiv in die politische Diskussion einzubringen und eine engagierte, offene, kreative und dynamische Plattform zu sein.

Sami Kanaan
Präsident