Carte Blanche

In der Rubrik Carte blanche schreibt jeweils ein Mitglied der EKKJ über ein aktuelles Thema in seinem/ihrem beruflichen Alltag.


Recht des Kindes auf eine gesunde und nachhaltige Umwelt

Immer schneller schmelzende Gletscher, verheerende Überschwemmungen auch in gemässigten Zonen, Verlust der Artenvielfalt... Der menschengemachte Klimawandel ist fester Bestandteil unseres Alltags. Es überrascht nicht, dass er gemäss easyvote-Politikmonitor 2022 das Thema ist, das bei Jugendlichen am meisten Interesse weckt.

Valentina Darbellay, Mitglied der EKKJ und Präsidentin des Netzwerks Kinderrechte Schweiz, erklärt in ihrer Carte blanche, wie das Recht des Kindes auf eine gesunde und nachhaltige Umwelt sichergestellt werden kann. Nach einem Überblick über den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext erläutert sie den schweizerischen und internationalen Rechtsrahmen (insbesondere den Entwurf einer Allgemeinen Bemerkung Nr. 26 des UN-Kinderrechtsausschusses). Die Carte blanche schlägt eine Reihe von Empfehlungen zur Diskussion vor. Sie zeigt auf, dass für die grosse Bandbreite der Herausforderungen eine umfassende und interdisziplinäre Herangehensweise nötig ist.

Ziele für nachhaltige Entwicklung und Kinderrechte

Die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) dienen als Referenzrahmen für die Verabschiedung der nationalen Rahmenbedingungen, die es für eine nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung braucht. Für mehr Nachhaltigkeit orientieren sich die SDGs an den Menschenrechten: wirtschaftliche, soziale, kulturelle, politische Rechte sowie Arbeits- und Bürgerrechte. Diese Rechte sind einklagbar und durch die Verfassung und durch vom Bund ratifizierte Übereinkommen geschützt. Dazu gehört auch das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (KRK). Die Umsetzung der SDGs hängt eng mit der wirksamen Umsetzung der Kinderrechte zusammen. SDG 3 beispielsweise zielt auf den Zugang zu hochwertigen, bezahlbaren Gesundheitsleistungen, die Stärkung der Kapazitäten zur Prävention und zum Management von Gesundheitsrisiken. Dieses Ziel fördert die Umsetzung der Artikel 3, 24 und 31 KRK und damit das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmass an Gesundheit. SDG 4 und 5 in Verbindung mit Artikel 2, 12 und 28 KRK stellen die Chancengleichheit und die Beseitigung jeglicher Form von Gewalt gegen Mädchen sicher: Frauen sollen wirksam an allen Ebenen der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsfindung teilhaben. SDG 11 gewährleistet Kindern und Jugendlichen Nachhaltigkeit in Bezug auf die Orte, an denen sie leben und lernen. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster (SDG 12 und 13) tragen zur Entwicklung von Umweltschutzmassnahmen und zur Anerkennung neuer Personenrechte bei: das Recht auf eine gesunde und nachhaltige Umwelt. Angesichts der weltweiten Krisen fördern die SDGs die Resilienz, also die Fähigkeit zur Anpassung und Weiterentwicklung. Menschliches, soziales, ökologisches, finanzielles und wirtschaftliches Kapital ist zu erhalten und Menschenrechte sollen besser – und nachhaltiger! – umgesetzt werden.

Eltern der Zukunft: zwischen Sorge und Ambitionen

Wie viel Zeit sollten Kinder täglich vor dem Bildschirm verbringen? Dieses schwierige Thema hat schon an manchem Familientisch zu Streitigkeiten geführt. Doch der «Bildschirmkonflikt» ist nur der Anfang von grösseren Problemen, die sich den Eltern bei der Erziehungsaufgabe künftig stellen werden. Ein Blick auf die heutige Technologie genügt, um sich ein Bild von der weiteren Entwicklung machen zu können. 

In seiner «Carte blanche» nennt Johan Rochel, ehemaliger Vizepräsident der Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen und Forscher im Bereich Innovationsethik, drei grosse Herausforderungen, die sich heute abzeichnen: Tools für Eltern zur digitalen Überwachung der Kinder, neue, vernetzte «Freunde» der Kinder und Entscheidungshilfen in Erziehungsfragen. Die Garantie einer offenen Zukunft, in der die Kinder Schritt für Schritt ihre eigenen Entscheidungen treffen, könnte denjenigen als Leitlinie dienen, die sich für die Rechte von Kindern in einer digitalen Welt einsetzen.

Ein adäquate Ausbildung in Sozialer Arbeit im Kinder- und Jugendbereich

Schweizweit verfügt nur die Hälfte der in der Sozialarbeit tätigen Personen über eine Ausbildung als Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter. Jede und jeder darf sich Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter, Sozialpädagogin oder Sozialpädagoge nennen, auch wenn die Person nie eine entsprechende Ausbildung besucht hat. Diese Situation ist vor allem für Kinder und Jugendliche, eine der wichtigsten Zielgruppen der Sozialarbeit, sehr problematisch.

Emilie Graff, Vize-Präsidentin der EKKJ und Co-Geschäftsleiterin von AvenirSocial, veranschaulicht anhand von Zahlen die aktuelle Situation und zeigt auf, warum eine Ausbildung in Sozialarbeit notwendig ist, insbesondere für einen besseren Kinderschutz und die Achtung der Kinderechte. Sie erläutert die Kampagne sozial-ausgebildet.ch von Avenir Social und die Massnahmen, die es umzusetzen gilt.

Zum Gedenken an Olivier Guéniat, EKKJ-Mitglied von 2008 bis 2015

Die Nachricht über den Tod von Olivier Guéniat am 15. Mai 2017 hat die Mitglieder der EKKJ tief erschüttert. Mit seinen Kompetenzen, seinem Engagement und seiner Persönlichkeit hat Olivier Guéniat die Tätigkeit der EKKJ wesentlich geprägt. Er hatte die Gabe, Fachwissen und Visionen lösungsorientiert zu verbinden. Mit Fakten statt Vorurteilen gegenüber Jugendlichen hat er sich für eine fächerübergreifende Jugendpolitik eingesetzt. Olivier Guéniat hat das Kommissionsleben nicht nur mit seiner grossen Erfahrung und seinem wachen Verstand, sondern auch mit seinem Humor und seiner wohlwollenden Art bereichert.

Pierre Maudet, ehemaliger Präsident der EKKJ und Genfer Regierungsrat, Vorsteher des Departements für Sicherheit und Wirtschaft des Kantons Genf und Emilie Graff, Vizepräsidentin der EKKJ und Co-Geschäftsleiterin von AvenirSocial widmen ihm einen Nachruf.

Olivier Guéniat referiert zur Anhörung und Partizipation von Kindern an einem Kongress im Kanton Waadt, September 2015


Soziokulturelle Animation in der Romandie und in der Deutschschweiz

Gibt es einen Röstigraben in der Soziokulturellen Animation bezüglich Verständnis und Umsetzung? Die EKKJ gibt zwei Kommissionsmitgliedern das Wort, die seit vielen Jahren in diesem Bereich tätig sind. Alexandre Bédat, Leiter des Jugendamtes von La Chaux-de-Fonds, und Véronique Alessio-Isler, soziokulturelle Animatorin und Schulsozialarbeiterin im Kanton Basel-Landschaft, geben jeweils aus ihrer persönlichen Perspektive einen Einblick in die historische Entwicklung, die Handlungsprinzipien, die Zielgruppen und die Organisation der Soziokulturellen Animation in der Romandie, respektive in der Deutschschweiz.